Verbindende Formen

Aline Fieker, Co-Kuratorin, OPEN HOUSE – A Group Show on Hospitality im Kunstverein Braunschweig

Thomas & Renée Rapedius betrachten eine ritualisierte Handlung der Gastfreundschaft und machen Trinkgefäße zum Ausgangspunkt ihrer Arbeit. So paradox es klingen mag, doch um Gastfreundschaft zu erfahren, sind gewisse Differenzen notwendig. Denn Gastfreundschaft greift, wenn ein Gast an einem Ort aufgenommen wird, an dem er nicht zuhause und damit fremd ist, ganz gleich, wie bekannt sich Gast und Gastgeber bereits sind. Dem Gast ein Getränk anzubieten, ist als erste einladende und oftmals ritualisierte Geste international verbreitet. Das Trinkgefäß agiert als Bindeglied, wenn Gast und Gastgeber aufeinander zu gehen und sich zwei Welten berühren, wie es die Künstler beschreiben. Gleichzeitig ist es oftmals genau dieser Gebrauchsgegenstand, der das Anders bzw. Fremdsein sichtbar werden lässt, wenn sich das Gefäß durch landestypische Ästhetik oder durch ein mit ihm verbundenes, für Gäste ungewohntes Trinkritual auszeichnet.

Thomas & Renée Rapedius spüren Kulturen, Symbole und Rituale in ihrem Œuvre auf und richten ihren Blick dabei stets auf sichtbare Formen, worin sich diese Aspekte widerspiegeln. Dementsprechend fragt das Künstlerpaar hier, wie eine offerierende Geste durch ein Gefäß an Objekthaftigkeit gewinnt. Auf einem zickzackförmigen Podest ist eine Fülle an vielfältigen Trinkgefäßen versammelt. Sie stammen von zahlreichen Goethe-Instituten weltweit, die für das Projekt einbezogen wurden. Als Organisation für den internationalen kulturellen Austausch Deutschlands, gilt das Goethe-Institut als Gastgeber par excellence.

Weckt das längliche Objekt, das nahezu den gesamten Raum einnimmt, zunächst den Eindruck eines Bar-Tresens, bildet es außerdem eine subtile Durchgangs-Barriere. Aus der Kombination von Objekt und Tassen kreieren die Künstler das Bild der zwei Seiten, des Gastes und des Gastgebers, und symbolisieren mit der ungradlinigen Grenze allgemein die Unvorhersehbarkeiten des Aufeinandertreffens und die Bedeutung eines Rituals für das Gelingen von Gastfreundschaft.

Das Werk wurde ermöglicht durch die Unterstützung vieler MitarbeiterInnen der Goethe-Institute sowie Privatpersonen* weltweit: Abu Dhabi, Alexandria, Algier, Almaty, Arad*, Bangkok, Beirut, Belgrad, Bogota, Bordeaux, Bratislava, Budapest, Buenos Aires, Chicago, Dakar, Delhi, Dublin, Glasgow, Hanoi, Helsinki, Hong Kong, Izmir, Jerusalem, Johannesburg, Kairo, Karachi, Khartum, Kiew, Kopenhagen, Krakau, Kuala Lumpur, Kyoto, La Paz, Lagos, Lima, Ljubljana, London, Los Angeles, Lyon, Madrid, Mailand, Manila, Melbourne, Mexiko, Montevideo, Montreal, New York, Nikosia, Norden*, Novosibirsk, Oslo, Palermo, Paris, Peking, Prag, Pune, Rabat, Ramallah, Riga, Rio De Janeiro, Salvador Bahia, San Francisco, Santiago de Chile, Sao Paulo, Sarajevo, Seoul, Shanghai, Singapore, Sofia, St. Petersburg, Stockholm, Taipei, Tallinn, Tbilissi, Tel Aviv, Tokyo, Toronto, Triest, Tunis, Ulan Bator*, Washington, Wellington, Zagreb