Ihre Objekte mehrfach zu umrunden, macht einfach Spaß!

Jan Sting, freier Autor, Leverkusen

Spinne, Schlange, Qualle? Wem oder was ist man da gerade begegnet? Und vor allem: Wie fühlt man sich? Erfrischt. Selbst wenn die Skulptur so raumgreifend ist, dass der Betrachter unwillkürlich zurückweicht, entwickeln Thomas Rapedius und seine Frau Renée so viel Leichtigkeit und energiegeladene Spannung, dass es Spaß macht, ihre Objekte mehrfach zu umkreisen. Eröffnet wird das Vergnügen am Sonntag, 1. Juli, um 14 Uhr im Museum Morsbroich. 
„Oder wie der Dinge Erscheinung sich formt“ lautet die Unterzeile, und zu der Gewissheit, dass man alles schon mal irgendwie gesehen und erlebt hat, gesellt sich das vage Gefühl, dass alles auch ganz anders sein könnte. Eine Menge hat das junge Künstlerpaar von der Welt bereits gesehen. Das kommt nicht kosmopolitisch und mondän herüber, sondern in zierlichen, feinen Beobachtungen. Sie schauen dorthin, wo die Strukturen sich immer wieder ähneln. Der Kontext kann aber ein anderer sein. Sei es Magma, das heute als Basalttreppe ins Meer spaziert, die Wabe der Riesenhonigbiene oder ein Vogel, der auf einem Ast zwischen Blättern im Gegenlicht kaum noch auszumachen ist. 
Aus solchen Vorgaben variieren Thomas & Renée Rapedius und belassen es nicht bei der Idee oder Andeutung. Sie scheinen beseelt, aus Alltagsdingen wie Zeichenrollen, Garnspindeln oder Glasscheiben genau diese gewachsene Einzigartigkeit zum Beispiel eines Naturbauwerks wieder herauszuarbeiten. Die gekonnte Handarbeit, mit der ein Zeichenblock geritzt, gefaltet und geflämmt ist, verblüfft. Mit tänzerischer Verspieltheit scheint anschließend ein Schwarm Seeanemonen unter dem Dach des Schlosses zu schweben. Papierkunst, Fotografie, Design – die Sparten sind fließend, und die Botschaft ist so stringent, als stamme sie von Max Frisch: „Du sollst Dir kein Bildnis machen.“ 
Zu den Installationen gibt es meist kleine Fotos, die von einem indischen Tempel oder einem Tänzer stammen, die Statik und die Gestik greifen die beiden dann in anderem Zusammenhang wieder auf. Aber es entsteht ein verwandtschaftlicher Bezug. Kurator Fritz Emslander ist heftig bemüht, nichts zu definieren, kein Werk trägt einen Titel. „Alles wird durch uns selbst assoziiert, wie in einer Echokammer.“ Viel gelernt haben beide an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg bei Professor Pia Stadtbäumer. Stipendien führten nach Südkorea, Bangalore in Indien, Berlin oder Bonn.